Rat und Hilfe für Familie und Haushalt (1973)

(Hinweis: Marion Pollmanns)

Mein Bord Buch – Rat und Hilfe für Familie und Haushalt, herausgegeben oder besser überreicht durch die SPAR- und Darlehenskasse Bad Driburg mit Zwiegstelle Süd, 1973.

Es mutet durchaus verstaubt und beengend an, wenn man dieses kleine Büchlein durchblättert. Ratschläge für einen Alltag, der von Gesetzmäßigkeiten und Normen ausgeht.  Eine Art Gebrauhsanweisung für ein gutes Leben auf knapp 200 Seiten: Geld, die eigenen vier Wände, Haushalts- und Rechtstipps, Gesundheit, Haushaltsgeräte, Rezepte und Tabellen bilden die Melange auf dessen Grundlage ein Leben gelingt oder gelingen soll. 1973. Während Ulrike Meinhof und Andreas Baader in Stammheim auf ihren Prozess warten, ist im Bord Buch die Welt klar strukturiert.

Vor lauter Willem zum Anderssein, vor lauter Individualismus und Einzigartigsphantasie erscheint das Bordbuch heute fast wie eine Karikatur, wenngleich es vor allem einige nützliche Tipps bereithält. Das Navigationsinstrument einer Gesellschaft, die weiss was richtig und was falsch ist. Die Nützlichkeit hat auch etwas klaustrophobisches.

Natürlich gibt es ein Kapitel zum Thema Feierabend, das sich, nach einer instruktiven Einführung, auf die Themen: Gast, Tischsitten, Servieren, Verabschieden und Cocktails fokussiert.

Ein paar Zitate der grundlegenden Einordnung:

Feierabend bedeutet Freizeit. Auf den modernen Menschen wächst immer mehr Freizeit zu, die nicht mehr nur in den Abend fällt. Die Freizeit hat die Arebeitszeit bereits überrundet; es gilt sie also sinvoll zu gestalten. Was sinnvoll ist, wird immer eine Frage der persönlichen Neigungen, des alltäglichen Lebenskreises – auch der Wohnverhältnisse sein; denn Freizeit hat in den meisten Fällen ihren Ausgangspunkt in den eigenen vier Wänden.

oder:

Mit-sich-selbst-beschäftigen setzt ein kleines Refugium voraus, also einen Zufluchtsort, an dem man sich wiederfinden kann und damit befähigt wird, auch den Weg zu anderen zu finden.

oder:

Wer spezifische Gewohnheiten eines Menschen verletzt, verletzt am Ende sein Menschsein. Das Ergebnis ist Disharmonie, in den Ursachen den meisten gar nicht bewusst. Deshalb stelle sich jeder von vornherein darauf ein, dass er die Gewohnheiten des anderen respektiert, soweit dadurch die Gemeinsamkeit nicht beeinträchtigt wird.

Natürlich geht es hier vor allem um Ihn, der Ruhe braucht und um Sie, die noch etwas erleben will. Die Welt ist klar und eng und Konflikte entstehen nur, wenn einer sich nicht an die Regeln hält, die wie  Gesetze sind. Ein Buch das nach Bohnerwachs, Pfeife, Cognac und Bratensauce riecht oder nach Erdbeerbowle.

Wer den ganzen Text als PDF zugesandt haben möchte, schicke bitte eine kurze Mail: buero@feierabend.haus

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